(Artikel von Gereon Hoffmann, erschienen am 29. März 2017 in der RHEINPFALZ)
MAXDORF/BAD DÜRKHEIM.
39 Kinder zupfen auf ihren Gitarren und es erklingt „Hotel California“. Der Song der Eagles gehört zum Konzertprogramm, das die Kinder der Maxdorfer Justus-von-Liebig-Realschule plus gerade einüben. Sie verbringen eine dreitägige Probenfreizeit in Bad Dürkheim, um sich auf das Schulkonzert vorzubereiten.
Die Eagles, die mit „Hotel California“ einen Popmusik-Klassiker geschrieben haben, hatten nur drei Gitarren und einen Bass. Musiklehrer Roland Harbich dirigiert gerade zwei Bässe, sechs Oktavgitarren und 31 Konzertgitarren. Geprobt wird in der Kapelle des Martin-Butzer-Hauses, der Jugendbildungsstätte der Evangelischen Kirche.
Harbich unterrichtet an der Schule als Honorarkraft. Seit zwölf Jahren gibt es an der Justus-von-Liebig-Schule im Instrumentalunterricht die Wahl zwischen Blockflöte und Gitarre. Wer in der Gitarrenklasse in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe Spaß hat, kann von der siebten bis zehnten Klasse das Instrument weiter lernen. Die „Großen“ spielen dann im Gitarrenorchester. Harbich, selbst ein klassisch ausgebildeter Gitarrist, schreibt die Arrangements und studiert sie mit den Kindern ein. Die Probenfreizeit ist bei den Kindern sehr beliebt, sogar Ehemalige kommen zu Besuch, berichtet Harbich.
„Es macht richtig Spaß und man lernt Leute kennen, die man sonst nicht trifft“, sagt Lili Kurz. Die 15-Jährige hatte in der fünften Klasse die Gitarre als Instrument gewählt und ist seither dabei geblieben. Sie macht gerne Musik, singt in der Schulband. Julian Käfer ist zum ersten Mal mitgefahren. Der Fünftklässler hat als erstes Instrument Trompete gelernt. „Das war nicht so das Richtige“, hat er festgestellt. Gitarre macht ihm Spaß. Sein Vater spielt Bass und sie machen auch zusammen Musik.
Wer sich in der fünften Klasse für Gitarre entscheidet, lernt an der Liebig-Schule nach einem festen Lehrplan, den Harbich mit der Schule abgestimmt hat. „Die Gitarrenschüler sollen eine solide Grundlage haben, so dass sie später alle Stilrichtungen weiter lernen können“, erklärt er. In der Praxis bedeutet das: eine klassische Technik und Haltung sowie Noten lesen lernen. Ob dann jemand später weiter Klassik, Jazz oder Rock spielen will, macht keinen Unterschied. Dass das Konzept aufgeht, zeigt auch ein Ensemble ehemaliger Gitarrenschüler. Die haben die Schule abgeschlossen, treffen sich aber immer noch alle 14 Tage in Maxdorf, um Musik zu machen.
Gitarrenorchester gibt es nicht oft. Deshalb ist die Auswahl an Noten nicht groß. Das Programm für das Schulkonzert stellte Harbich bereits ein dreiviertel Jahr vor dem Auftritt zusammen. „Hotel California“ hat die typischen gebrochenen Akkorde als Begleitung, darüber liegt die Melodie. Bei der spielen auch Oktavgitarren mit, die höher als die üblichen Gittaren klingen. „Summer Wine“ ist eine Country-Ballade von Lee Hazelwood, der das Stück zusammen mit Nancy Sinatra bekannt gemacht hat. Es gibt noch ein Stück klassische Musik aus der Barockzeit, ein Konzert von Johann Adolf Hasse, sowie ein traditionelles italienisches Lied.
Das Gitarrenorchester weckt auch das Interesse von Musikpädagogen. Wie Harbich berichtet, gibt es einen ständigen Kontakt zur Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Studenten aus Frankfurt haben in Maxdorf hospitiert und auch schon eine Lehrprobe mit den Gitarrenschülern absolviert. Unter Eltern und Schülern sei die Nachfrage groß. „Die Gitarrenausbildung bringt der Schule viele Zugänge“, stellt Harbich fest. Zu hören ist das Gitarrenorchester mit weiteren Ensembles der Schule am 13. und 14. Juni im Carl-Bosch-Haus in Maxdorf.